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Teil5



Als Johann Salvator im Dezember 1889 dem Kaiserhaus den Rücken kehrte, und auf alle rechte und Pflichten eines Erzherzogs verzichtete, war Franz Joseph geradezu erleichtert.
Er verließ auch die Monarchie um seine Milli zu heiraten.

Doch die Lovestory fand ein tragisches Ende.
Johann Orth musste nach den Verlust seiner Apanagen einen Beruf ergreifen.
Er arbeitete als Spediteur, kaufte den Frachtdampfer "St. Margaretha", mit dem er bei seiner ersten Ausfahrt Zement von Hamburg nach Chile transportieren wollte.
Tatsächlich erreichte er nach zweimonatiger Seereise den argentienischen Hafen La Plata, wo seine geliebte Milli auf ihn wartete.
Obwohl man ihn vor den Unwettern in der Magellanstraße gewarnt hatte, wagte Johann Orth die Weiterfahrt nach Valparaiso, dem chilenischen Zielhafen.
Was danach passierte, kann nur rekonstruiert werden.
Die "St. Margaretha" dürfte demnach in der Nacht zum 21. Juli 1890 bei Kap Hoorn in einen Orkan geraten und untergegangen sein.
Alle Suchaktionen blieben erfolglos, vom 38-jährigen Johann Orth, von seiner Frau und der kompletten Schiffsbesatzung hat man nie wieder etwas gehört.
1911 wurde der einstige Erzherzog offiziell für tot erklärt.

Der größte Lebemann unter den Habsburgern seiner Zeit war zweifellos Erzherzog Otto - der Vater von Kaiser Karl -, der in mehr Skandale verwickelt war, als jedes andere Mitglied des Herrscherhauses.
Der "schöne Otto", wie ihn die Wienerinnen nannten, war mit Maria Josefa von Sachsen verheiratet, die als besonders fromm und sittsam galt.
Eines Nachts drang Otto mit seinen Saufkumpanen in das Schlafzimmer seiner Gemahlin im Augartenpalais ein, um ihnen "eine Nonne zu zeigen", wie er sagte.
Otto lüftete die Decke, und bot seinen Gästen unter lautem Gejohle das Hinterteil seiner Frau dar.
Diese litt schrecklich unter der Verrücktheit ihres Mannes, beschränkte sich aber darauf, für das Seelenheil des armen Sünders zu beten.
Für den Zwischenfall, der in der Monarchie das größte Aufsehen hervorrief, hatte Otto gesorgt, als er aus dem Hotel Sacher rannte, nachdem ihn ein eifersüchtiger Ehemann in den Armen seiner Frau im hoteleigenen Separee erwischt hatte.
Otto soll auf seiner Flucht nur mit seinem Säbel "bekleidet" - ansonst aber splitternackt - gewesen sein.

Neben zahllosen anderen Liebschaften hatte er eine langjährige Verbindung mit der Balletttänzerin Marie Schleinzer, die ihm einen Sohn und eine Tochter schenkte, sowie mit der Schauspielerin Louise Robinson, die eine weitere Tochter gebar.
Alle Kinder wurden von ihm anerkannt.

Als sein älterer Bruder Franz Ferdinand 1892 an Tuberkulose erkrankte, sah man Otto, der in der Thronfolge an zweiter Stelle stand, schon als künftigen Kaiser.
Doch Franz Ferdinand erholte sich wieder, und galt bis zu seiner Ermordung - die Otto nicht mehr erleben sollte - als Kaiser Franz Josephs Nachfolger.

Erzherzog Otto starb 1906 im Alter von nur 41 Jahren.
Nicht an einem Kehlkopfleiden, wie es offiziell hieß, sondern an den Folgen der Syphilis.

Noch "peinlicher" muteten für den Hof die Affären von Franz Josephs homosexuellen Bruder Ludwig Viktor an, den man - um jedes Aufsehen zu vermeiden - ins Salzburger Exil verbannt hatte.
"Im Schloss Kleßheim herrschte seit eh und je, wenn der Erzherzog Residenz hielt, reges gesellschaftliches Leben, an dem auch die Offiziere meines Regiments Anteil hatten", erinnerte sich General Edmund Glaise von Horstenau in seinen Memoiren an die Zeit, als er als junger Soldat in Salzburg stationiert war.
"Die erste Offiziersversammlung, die ich mitmachte, bot eine seltsame Überraschung.
Der Oberst verkündete, Einladungen nach Kleßheim seien in Hinkunft unter dem Vorwand einer Übung oder dergleichen abzulehnen", zumal es "auch in Bädern zu unangenehmen Zwischenfällen gekommen war."

Dennoch gab es weiterhin "immer wieder Einladungen beim Erzherzog.
Ich war sehr bald unter den Ausgezeichneten....
Aber ich möchte nicht behaupten, dass die Situation für zwei junge Offiziere, wenn sie zufällig allein beim Erzherzog geladen waren, angenehm gewesen ist.
Man dachte nach, wie man sich gegen des Kaisers Bruder verhalten sollte, wenn......"

Thronfolger Franz Ferdinand erteilte Offizieren, die in Kleßheim verkehrten, einen strengen Verweis.
"In Hinkunft", warnte er, "würde die Annahme einer solchen Einladung unbedingt eine ehrenrätliche Untersuchung nach sich ziehen."

Franz Joseph reagierte auf seine Weise.
Als immer neue Nachrichten über die Affäre seines in der Monarchie spöttisch "Lutziwutzi" genannten Bruders an des Kaisers Ohr drangen, soll er gesagt haben:
"Man müsste ihm als Adujanten eine Ballerina geben, dann könnt nix passieren."

Nichts konnte dem Ansehen der Monarchie allerdings so großen Schaden zufügen, wie die Eskapaden des Kronprinzen Rudolf, und die Folgen seines Lebenswandels.
Der Sohn des Kaisers zählte bis zu seiner Heirat zu den begehrtesten Junggesellen Europas.
"Er war außerordentlich attraktiv", wird er von Prinzessin Catherine Radziwill beschrieben, "das jugendliche Gesicht war ernst, wodurch er älter aussah, die Augen hatten einen träumerischen Ausdruck, voll von Geheimnis und Eifer."

Rudolf wusste die ihm entgegengebrachte Verehrung weidlich zu nützen.
Von frühester Jugend an hatte er zahlreiche Affären.
Die erste - mit der um etliche Jahre älteren Burgschauspielerin Johanna Buska - war symtomatisch für einen Aristokraten des 19. Jahrhunderts.
Junger Mann aus reichem Haus und eine in sexuellen Praktiken erfahrene Frau gingen eine Beziehung ein, die den künftigen Galan auf sein weiteres Liebesleben vorbereiten sollte.

Für die diesbezügliche "Erziehung" war Rudolfs Obersthofmeister Charles Graf Bombelles zuständig, der für möglichst abwechslungsreiche Gespielinnen, oft auch aus dem Prostituiertenmilieu, zu sorgen hatte.
Rudolfs Ehe mit Prinzessin Stephanie - der Tochter des belgischen Königs Leopold II. - war von vornherein zum Scheitern verurteilt.
Schon als der Kronprinz nach Brüssel fuhr, um um ihre Hand anzuhalten, gehörte eine Mätresse zum Stab der Begleiter des Kaisersohnes.
Dabei soll es zu einer peinlichen Szene gekommen sein.
Als Königin Marie Henriette, die Mutter der Braut, dem künftigen Schwiegersohn in seinem Brüsseler Quartier einen unerwarteten Höflichkeitsbesuch abstatten wollte, traf sie ihn in den Armen seiner aus Wien mitgereisten Geliebten an.
Die Hochzeit wäre aus diesem Grunde beinahe geplatzt.

Stephanie war weder schön noch gebildet, und entsprach daher keineswegs dem Typ des Kronprinzen.
Das "Kennenlernen" dauerte fünf Minuten, und die Verlobung war eine Farce.
Stephanie erinnerte sich in ihren Memoiren daran:
"Der Kronprinz trat ein, mein Herz schlug zum Zerspringen, er küsste mir die Hand, sagte einige schmeichelhafte Worte, und schon nach wenigen Minuten stellte er die große Frage, die über unsere Zukunft entscheiden sollte.
Hierauf reichte er mir den Arm, und so näherten wir uns meinen Eltern und baten sie, unsere Verlobung zu segnen.
Hocherfreut küssten sie ihren zukünftigen Schwiegersohn und erlaubten uns, fortan Du zu sagen."

FORTSETZUNG FOLGT

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