Die österliche Bußzeit ist die Zeit des Kreuzweg-Betens – anhand des Kreuzweges Jesu hinauf nach Golgatha meditieren wir auch die Kreuzwege unserer Tage, die Menschen ertragen müssen in ihrem Leben: schwere Schicksalsschläge, Folter, Krieg und Vertreibung in vielen Ländern der Welt; manchmal auch ganz in unserer Nähe. Auch wir tragen mitunter ein schweres Kreuz. Den Kreuzweg beten wird so zu einer Übung der Solidarität – mit vielen Menschen und im Blick auf den Heiland der Welt.
Wer selbst einmal die Via Dolorosa hinauf zur Grabeskirche gegangen ist, kommt dem Geschehen von damals sehr nah auf die Spur. Viele Menschen drängen die schmale Straße im Basar von Jerusalem herauf und herunter: Gruppen die den Kreuzweg beten, mehr noch aber Touristen oder Einheimische auf ihren Einkaufsgängen. Es ist immer Betrieb dort, da gehen Kreuze schnell unter und werden beiseite geschoben. Untergegangen in diesen Gassen ist auch vor fünfzig Jahren Papst Paul VI., als er 1964 überraschend die heiligen Stätten besuchte, im damals noch jordanisch besetzten Jerusalem.
Vom Damaskustor aus wollte er die „Via crucis“ hinaufsteigen. Dieser Pilgerweg endete im Chaos. Die Massen, die ihn sehen wollten, hätten den zierlichen Mann fast tot getreten. Nur sein weißes Scheitelkäppchen konnte man noch sehen – seine Mitarbeiter und Bewacher waren von ihm getrennt. In dieser Situation war er mit seinem eigenen Tod konfrontiert, aber auch mit der bitteren Lage der Menschen im Heiligen Land. Nach fünfzig Jahren hat sich diese Lage verändert, aber nicht verbessert.
Und dennoch glauben Christen seit 2000 Jahren, dass sich durch das Kreuz, das Jesus getragen hat, und durch seinen Tod auf Golgatha etwas verändert hat zum Besseren, dass Gebet und Solidarität nicht nur „ein Tropfen auf dem heißen Stein“ sind, sondern dass die Welt erlöst ist. Jesus hat am Kreuz die Arme ausgebreitet und damit Verbindungslinien geschaffen zwischen Gott und den Menschen und den Menschen untereinander. „Das Kreuz des Jesus Christus, durchkreuzt was ist und macht alles neu“, singen wir in einem Lied. Die Welt kommt sich näher, mehr und mehr. Medien, Kommunikationsmittel und soziale Netzwerke lassen uns erfahren, was auch in den entlegendsten Ecken der Welt passiert. Wir nehmen teil an Freude und Leid, an Freundschaft und Hass, an Freiheit und Unterdrückung überall in der Welt. Wir können mit unserem Gebet, unserer Solidarität und praktischer Hilfe überall intervenieren, überall dort, wo wir auf Kreuzträger stoßen.
Das Antlitz Jesu am Kreuz, entdecken wir in vielen Menschen weltweit und wir können wenigstens wie Veronika, ihnen den Schweiß von der Stirn wischen. Aber wir können noch mehr! Wenn etwa in Pakistan ein christliches Dorf von einem aufgebrachten Mob angezündet wird, sind wir „live“ dabei, nicht als Gaffer, sondern als Menschen mit Herz, die Mitleid haben, die Protest zeigen und Soforthilfe leisten können aus unserem Glauben heraus. Auch wir können Verbindungslinien schaffen und unseren Teil dazu tun, die Welt zu verändern. Dazu braucht es Mut und Geduld.
Wenn wir den Kreuzweg beten in der Fastenzeit – meist freitags in vielen Kirchen in Nah und Fern – oder konkret am Morgen des Karfreitags, dann verbinden wir das Leid der Welt mit dem Kreuz Jesu und wir schlagen im Gebet die Brücke zu Gott, der alle Not beseitigt und die Welt erlöst.(Originalbeitrag von Pfarrer Peter Jansen, Velbert)
Wünsche euch ein schönes Wochenende eure susibella.
Sehr informativ ist Dein Post.
AntwortenLöschenIch wünsch Dir noch einen schönen Sonntag, hier stürmt und nieselt es. Schade, die Tage vorher waren sooo schön
Elisabeth